Zum Inhalt der Seite

Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das, mein lieber Edward, waren die hintersten Winkel deiner verdorbenen, kümmerlichen Seele.

"Du bist tot ...", hauche ich atemlos, als ich dich wieder fast schon schüchtern ansehe und kann dabei den ängstlichen Unterton nicht aus meiner dünnen Stimme verbannen. "Ich habe dich sterben sehen ..."

Ich zittere immer noch stark, während ich langsam die Hände sinken lasse und dabei wie in Zeitlupe den Kopf schüttle.

"Du bist nicht wirklich hier ..."

Ich muss zwar hart schlucken, aber langsam finde ich den Mut, um stärker zu sein als die Angst vor dir.

"Es ist gut, dass du tot bist ... Du hast den Tod verdient ...", versuche ich mir einzureden.

Ich muss tief Luft holen, um die Courage zu finden, weiter zu sprechen.

"Barbara kann dieses Kind nicht bekommen ... Das geht einfach nicht ...", flüstere ich abwesend und sehe vor meinem inneren Auge meine Kindheit Revue passieren. "Nicht mit mir ... Ich kann das nicht ... Ich -"

- muss abbrechen, als ich mich selbst in der Rolle meines Vaters sehe.
 

Dass du den Tod deines Vaters als Erleichterung ansiehst, wundert mich nicht einmal. Das ist sogar ein ganz typisches Phänomen. Hier in der Anstalt gibt es einige Kandidaten, die ihre Peiniger sogar selbst umgebracht haben.

Ein bisschen stutzig werde ich bei dieser Überlegung, dann schleicht sich ein wissendes Lächeln auf mein Gesicht.

Aha.

Könnte es also sein, dass du nicht unschuldig am Tod deines Vaters bist?

"Hast du Daddy ermordet, Edward? Was für ein ungehorsamer Sohn. So eine derbe Enttäuschung. Eine Schande. Mommy hat doch keinen Mörder großgezogen."

Wie rührend, dass du dir solche Gedanken über Barbara und das Kind machst.

"Also lieber abtreiben? Du machst es dir ziemlich einfach. Barbara hat dir einiges voraus. Das Mädchen ist stark und stellt sich ihren Herausforderungen. Und du? Du rennst einfach davon. Gar nicht löblich ..."

Eigentlich ist es nicht mal verwerflich, dass du das Kind vor dir selbst schützen willst. Wobei sogar ich weiß, dass die Art, auf die du das Mädchen abgefertigt hast, alles andere als richtig war. Das arme Ding war am Boden zerstört.
 

"Ich habe nur dafür gesorgt, dass du niemanden mehr etwas antun kannst ...", murmle ich leise.

Ich sehe dich zwar an, aber wirklich sehen kann ich dich nicht. Es ist viel mehr so, dass ich durch dich hindurch starre.

"Ich musste es tun, bevor ..."

Ich breche ab, als sich meine wirren Gedanken selbstständig machen. Der Gedanke, dass Barbara wieder in ihr Kostüm schlüpft, um wieder diesem versifften Appartement einen Besuch abzustatten ...

"Es ist besser, wenn sie es tut ..."

Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.

"Ich ..."

Abrupt senke ich den Kopf, kneife die Augen zusammen und beiße fest die Kiefer aufeinander. Doch damit kann ich nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen schießen.

Eigentlich will ich doch gar nicht, dass Barbara wirklich abtreibt. Ich hätte ihr das nie an Kopf werfen dürfen. Ich bin ja so ein Vollidiot ...
 

"Bevor du dir in die Hose machst, weil du solche Angst vor Daddy hast?", beende ich deinen Satz hilfsbereit.

Tatsächlich, du hast deinen Vater umgebracht. Na sowas, wenn das der Commissioner wüsste ...

Ob die kleine Gordon es weiß?

Wundern würde es mich nicht mal. Zumindest vermuten dürfte sie es, denn sie scheint dich recht gut zu kennen.

Allerdings hast du Glück im Unglück, denn ich werde diese Information für mich behalten - zumindest vorerst. Bis ich sie gut einsetzen kann. Als Druckmittel zum Beispiel.

Deine Tränen lassen mich verdutzt blinzeln und dann amüsiert kichern. Und da habe ich gedacht, du würdest dich ein wenig fangen.

"Das ist doch nicht dein Ernst, oder?", spotte ich. "Der große tolle Riddler ist also nichts weiter als eine heulende Memme. Nicht zu fassen. Du Waschlappen rühmst dich, besser zu sein als ich?"

Ich lache schallend.

"Also wirklich. Brauchst du deinen Teddybären? Oder wahlweise einen Nuckel und ein Schlaflied zur Beruhigung?"
 

Verzweifelt schlage ich mir die Hände vor's Gesicht und kann ein leises Aufschluchzen nicht verhindern. Deine Worte treffen mich heftig und versetzen mir einen schmerzhaften Stich.

Unglaublich, wie sehr es mir immer noch zu Herzen geht, wenn ich mit meinem Vater konfrontiert werde. Dabei dachte ich eigentlich, dass ich mich mittlerweile sehr viel besser im Griff habe. Aber Pustekuchen. Diese Halluzination zeigt mir mehr als deutlich, dass mein Selbstwertgefühl immer noch stark mit ihm verknüpft ist.

Ich fühle mich gerade so klein, unbedeutend, schwach und gedemütigt, dass ich mich am liebsten irgendwo in einer dunklen Ecke verkriechen möchte. So weit weg, wie es irgendwie geht. Nur weg, von dieser seltsamen Erscheinung, von der ich immer noch nicht weiß, ob es wirklich real ist oder nicht. Aber fest steht, dass es mir ungeheuer nahe geht.
 

Als du das Gesicht in den Händen vergräbst, macht sich in mir erst recht Zufriedenheit breit. Wie gerne würde ich dich noch ein bisschen mehr quälen ... Aber ich brauche dich bedauerlicherweise noch, also ist es keine Option, deine Psyche schon jetzt vollständig zu zerrütten.

Mit einem leicht enttäuschten Seufzen rücke ich von dir ab und kehre zurück hinter meinen Schreibtisch, wo ich mich in meinen Stuhl fläze. Jetzt heißt es abwarten, bis du wieder halbwegs zu irgendwas zu gebrauchen bist. Abwarten und genießen ...

Mit einem breiten Grinsen angle ich mir den Stift, den ich vorhin einfach habe liegen lassen und drehe ihn gedankenverloren zwischen den Fingern.

Mein Blick fällt auf die Bürotür. Nicht abgeschlossen. Zwar ist es sehr unwahrscheinlich, dass jetzt irgendjemand herein gestürmt kommt, immerhin habe ich die Angestellten hier soweit unter Kontrolle, dass sie es nicht wagen würden, ohne anzuklopfen hereinzukommen, aber trotzdem bleibt ein gewisses Restrisiko.

Ich denke darüber nach, die Tür jetzt noch abzuschließen, entscheide mich letztendlich aber dafür, einfach die Maske abzunehmen und sie vorerst in meinem Schreibtisch zu verstauen.

Lächelnd betrachte ich dich, während ich mir die Brille abnehme und sie an meinem Kittel reinige. Normalerweise trage ich sie gar nicht unter der Maske, aber du hast mich so erfolgreich gereizt, dass ich einfach vergessen habe, sie vorher abzunehmen.

Als sie wieder an Ort und Stelle sitzt, mustere ich dich. Wenn das mal kein aufschlussreiche Therapiesitzung war. Eigentlich solltest du mir dankbar sein. Immerhin habe ich dir geholfen, dich zu öffnen und endlich über deine Gefühle zu sprechen.

Ich ziehe den Notizblock zu mir heran und mache mir ein paar Vermerke zu den interessanten Neuigkeiten, die ich soeben erfahren habe.
 

Ich weiß nicht, ob es nur ein trügerisches Zeichen wie die Ruhe vor dem Sturm ist oder ob ich es wirklich überstanden habe. Wenn ich wetten müsste, würde ich auf Ersteres tippen. Mein Puls und meine Atmung kommen nur langsam wieder auf ein normales Maß und auch die Tränen versiegen langsam wieder.

Was auch immer das hier war - es war heftig. Sehr heftig. So schlimm ging es mir schon lange nicht mehr und gefallen tut mir das überhaupt nicht. Das letzte Mal, als ich eine nicht annähernd so heftige Panikattacke hatte, war Weihnachten, als mein Vater aufgetaucht ist.

Ich fühle mich müde und kraftlos und rutsche deswegen ein wenig auf dem Stuhl zusammen. Ich kann nur hoffen, dass diese furchtbaren Halluzinationen endlich aufhören - sonst werde ich wahrscheinlich wirklich verrückt.
 

Ich sehe kurz von meinen Notizen auf, als ich deinen hübschen orangenen Anzug rascheln höre. Du bist ein bisschen zusammen gerutscht, scheinst aber weniger angespannt zu sein als vorher. Wie es aussieht, beruhigst du dich allmählich.

"Wie geht's, wie steht's, Mr. Nigma?", frage ich spöttisch und widme mich wieder meinem Notizblock. "Muss ich dir ein Taschentuch besorgen oder wird es auch ohne gehen?"

Ich mache mir einen letzten Vermerk, dass du für den Tod deines Vaters verantwortlich bist und nehme mir vor, dich darüber definitiv genauer auszufragen. Noch kann ich mir nicht richtig ausmalen, wie du das gemacht hast.

Ganz schnell und simpel, damit er aus dem Weg ist?

Oder langsam und grausam, um den Moment in vollen Zügen zu genießen?

Nach dem, was ich schon von dir gesehen habe, könnte ich mir beides relativ gut vorstellen, weswegen es besonders interessant werden dürfte, herauszufinden, was es am Ende wirklich ist.
 

Irritiert lasse ich ein kleines Stück die Hände sinken und blinzle mehrere Male verwirrt.

Habe ich das gerade wirklich gehört?

Oder bilde ich mir das nur ein?

Es ist immer noch dieselbe Stimme, aber das, was sie sagt, passt nicht zu dem, wie ich meinen Vater kenne. Er kennt meinen Alias doch gar nicht. Irgendwas stimmt hier definitiv nicht. Und damit meine ich nicht nur die Halluzination - oder was auch immer das war.

Während ich die Wand anstarre, versuche ich in meinem verwirrten Hirn irgendeine logische Erklärung für die Erlebnisse der letzten ...

Verdammt, wie lange bin ich eigentlich schon hier?

Unsicher lasse ich meinen Blick ein wenig schweifen. Ein Büro. Was hat denn mein Vater in einem Büro zu suchen?
 

"Hm, du bist scheinbar noch nicht ganz da", stelle ich ungerührt fest.

Ich klappe den Block wieder zu und verstaue ihn in dem Fach, in das ich bereits die Maske gelegt habe. Es ist genau die Schublade, in der auch der Alkohol vor sich hin schlummert. Allerdings fühle ich mich gerade blendend und in keinster Weise bedarft, irgendetwas zu trinken.

"Beeil dich mal ein bisschen, Edward. Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Andere Patienten warten auch auf ihre Sitzungen."
 

Verwirrt kneife ich kurz die Augen zusammen und schüttle dabei den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können - was mir erstaunlich schwer fällt. Langsam hebe ich den Kopf, sehe dich an - und erkenne dich tatsächlich als Jonathan Crane.

Wie von der Tarantel gestochen springe ich von dem Stuhl auf, schwanke kurz wegen meinem momentanen miserablen Gleichgewichtssinn, und bringe Abstand zwischen uns, indem ich mich an der Tür in Sicherheit bringe.

"Was zum ...?", flüstere ich heiser und sehe dich mit einer Mischung aus Entsetzen und Panik an. "Was zur Hölle war das?"
 

Deine überstürzte Flucht lässt mich schallend auflachen.

"Warum so verschreckt? Ich hatte dir doch versprochen, dir bei Gelegenheit etwas von meinen Experimenten zu zeigen."

Ich zwinkere dir vertraulich zu und hätte mich beinahe hinreißen lassen, aufzustehen und dich noch etwas mehr zu verschrecken. Aber das lasse ich dann lieber, denn ich kann es nicht gebrauchen, dass du aus meinem Büro flüchtest und die Wachen zusammentrommelst.

"Das, mein lieber Edward, waren die hintersten Winkel deiner verdorbenen, kümmerlichen Seele."

Neugierig lege ich den Kopf schief.

"Auf einer Skala von eins bis zehn - wobei eins leichtes erschrecken und zehn absolute Panik symbolisiert - wie viel Angst hattest du? So im Dienste der Forschungen gefragt."
 

Ich atme heftig, während ich dich anstarre und dabei versuche, dass zu verstehen, was hier gerade geschehen ist. Dass, was du dazu äußerst, ist nur bedingt hilfreich bei diesem Unterfangen, denn mir ist nicht so richtig klar, was du mit mir gemacht hast. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es etwas mit dem Zeug zu tun hat, mit dem du mich besprüht hast. Und nachdem, was ich gesehen habe, muss es sich dabei anscheinend um ein Halluzinogen handeln.

"Du bist doch wahnsinnig …", sage ich leise und tue mich schwer damit, die Panik aus meiner Stimme zu verbannen.

Um solche »Experimente« zu machen, musst du definitiv wahnsinnig sein. Schon alleine der Gedanke daran, lässt mich erschaudern. Angst, nackte Panik, albtraumhafte Gedanken … Damit machst du also die Personen in deiner Umgebung gefügig.

Egal, was ich bisher von dir gehalten und gedacht habe, es ist Nichts gegen das, was ich gerade über dich heraus gefunden habe. Ich wusste, dass du Dreck am Stecken hast, aber damit habe ich nicht gerechnet. Es stellt fast Alles in den Schatten, was ich bisher erlebt habe. Und dass ist ein Umstand, der mir kein Bisschen gefällt. Ob ich nun will oder nicht – ich muss in Zukunft vor dir auf der Hut sein.
 

"Oh, das würde ich nicht mal bestreiten", lache ich. "Du brauchst übrigens nicht so verschreckt zu gucken. Ich beiße nicht."

Galant deute ich auf den Stuhl, auf dem du bis eben noch gesessen hast.

"Setz dich doch einfach wieder zu mir und dann sprechen wir mal über das, was wir eben herausgefunden haben."

Ich zwinkere fröhlich zu dir herüber.

"So von Psychiater zu Patient."
 

Während ich mich dazu zwinge, ruhiger zu atmen, beobachte ich dich ganz genau. Ich habe nicht das geringste Interesse daran, diese Erfahrung zu wiederholen, weswegen ich es für besser halte, dich nicht mehr aus den Augen zu lassen.

Deine Aufforderung, mich dir wieder zu nähern, entlockt mir nur eine misstrauisch angehobene Augenbraue.

"Nie im Leben …"
 

"Oh, nein", sage ich, als würde ich mit einem kleinen Kind sprechen. "Hat der kleine Edward jetzt etwa Angst vorm großen bösen Doktor? Das tut mir jetzt aber leid."

Mit einem breiten, triumphierenden Grinsen erhebe ich mich und räume alles auf meinem Schreibtisch zusammen.

"Wer sitzt nun am längeren Hebel, hm?"

Man hört deutlich die Genugtuung in meiner Stimme.

"Aber gut. Vielleicht solltest du dich erst einmal ausruhen. Du Ärmster hattest einen anstrengenden Tag. Soll ich dich in deine Zelle geleiten?"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück