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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Ich hasse dich ... Weil du dir sogar nach dem, was du soeben gesagt hast, sicher sein kannst, dass ich gerade gelogen habe ...

Der gestrige Abend war die Hölle. Du hast das Gästezimmer nicht mehr verlassen und ich habe versucht, mir nicht vorzustellen, wie deine Leiche in einer einsamen Zelle auf dem Boden liegt und langsam ausblutet.

Oder an einem Deckenbalken baumelt.

Oder …

Lassen wir das.

Das Abendessen zwischen mir und Dad verlief schweigend und bedrückend. Wir beide stocherten in unserem Essen herum und schielten gelegentlich hinüber zu dem unbenutzten Teller, den ich für dich gedeckt hatte. Genau wie das erste Wochenende verspricht auch dieses hier ein totaler Reinfall zu werden.

Als ich in die Küche komme, sitzt du bereits am Tisch, die Kaffeetasse, die ich dir immer gegeben habe, vor dir. Du siehst gelinde gesagt aus wie der Tod auf Latschen.

"Hi", ringe ich mir ab.

Einen guten Morgen zu wünschen wäre wohl für uns beide eine glatte Lüge.
 

Wie ich die Nacht überstehen konnte, ich mir auch um acht Uhr morgens ein Rätsel. Den ganzen gestrigen Abend habe ich das Gästezimmer nur verlassen, um kurz im Bad zu verschwinden. Das Essen habe ich ausfallen lassen, was somit die zweite größere Mahlzeit an diesem Tag war. Aber das wirklich merkwürdige an der Sache ist, dass ich nicht einmal Appetit verspürt habe. Vielleicht ist diese Anorexie auch eine Nebenwirkung von Cranes Zeug.

Die Nacht habe ich mir damit um die Ohren geschlagen, dass ich mir ordentlich Koffeintabletten eingeworfen und das große Bücherregal im Wohnzimmer durchforstet habe. Einige gute Bücher sind sogar dabei gewesen und zwei habe ich bis zum Morgengrauen geschafft. Auch dein Laptop lag auf dem Couchtisch und ich war wirklich versucht, einen genaueren Blick darauf zu werfen, aber letztendlich habe ich es sein gelassen.

Und seitdem bin ich nun hier in der Küche, habe bereits eine Kanne Kaffee getrunken und die Zweite schon angefangen. Die heutige Zeitung ist nicht besonders spannend. Wie ich aussehe, will ich lieber gar nicht wissen, aber vermutlich könnte ich ohne Zweifel in einem Zombiefilm mitspielen. Kurioserweise bin ich sowohl müde als auch aufgeputscht zur selben Zeit.

Als du in die Küche kommst, nippe ich an meiner Tasse und mache mit der anderen Hand einige Zeichnungen auf einem Block, der im Wohnzimmer lag. Ich hatte die Nacht eine großartige Idee, für deren Umsetzung ich diese Zeichnungen brauche.

"Mhm ...", brumme ich zur Begrüßung und sehe nicht einmal auf.
 

Wow.

Wenn das mal nicht die wortreichste Unterhaltung aller Zeiten war ...

Keiner von uns scheint in der Stimmung zu sein, jetzt ein Gespräch zu erzwingen, also halte ich ebenso wie du den Mund und gehe dazu über, deine Anwesenheit zu verdrängen. Stattdessen widme ich mich dem Kühlschrank. Frühstück ist bekanntermaßen die wichtigste Mahlzeit des Tages. Damit habe ich überhaupt kein Problem, denn momentan habe ich sowieso immer Hunger.

Ich reihe ein paar Zutaten auf der Anrichte auf. Wir haben Röstzwiebeln, Ketchup, saure Gurken und Wurst. Das schreit nach Hot Dogs.

Schweigend richte ich mir mein eher unkonventionelles Frühstück her, ohne dich anzusehen. Bevor ich zu dir an den Tisch komme, nehme ich schulterzuckend noch ein Glas Nussnugatcreme aus dem Schrank. Ein bisschen Zucker am Morgen soll immerhin gut sein. Kurzkettige Kohlenhydrate, würde mein Arzt sagen.

Noch immer unsicher, wie ich mit dir umgehen soll, suche ich mir den Platz, der am weitesten von dir weg ist und staple mein erbeutetes Essen vor mir auf dem Tisch. Ich angle mir den Sportteil, den du bereits zur Seite geschoben hast und fange aus purer Gewohnheit an, die Spielergebnisse durchzusehen, während ich an meinem Hot Dog nage.

Gedankenverloren zupfe ich eine der Gurken heraus und werfe dem Glas Nugatcreme einen Blick zu. Ach, was soll's. Ich bin schwanger, ich darf das. Ich tunke die saure Gurke beiläufig in das Glas und schiebe sie mir in den Mund, während ich die Zeitung umblättere.
 

Vielleicht bin ich wirklich der unsozialste und unkommunikativste Mensch in dieser Stadt, aber ich finde es sogar angenehm, dass du kein weiteres Wort verlierst und mich versuchst, in ein Gespräch zu verwickeln. Großartig viel zu sagen habe ich eh nicht. Außerdem ist es wichtiger, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Crane wird sich noch wundern. Er wird Alles doppelt und dreifach zurück bekommen.

Da ich viel zu vertieft in meine technischen Zeichnungen bin, ignoriere ich, was du alles aus den Schränken holst und mit was zu herum klapperst. Erst als du dich an den Tisch setzt, sehe ich kurz auf und werfe dir einen Blick zu.

Ein Hot Dog?

Zum frühen Morgen?

Normalerweise würde ich mich darüber wundern, aber da ich die Zeit in Arkham zum Teil sinnvoll genutzt habe und tatsächlich ein Buch über Schwangerschaft gelesen habe, wundere ich mich nicht.

Doch als du dann wirklich eine der Gurken in die Nussnugatcreme tunkst, hebe ich mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck eine Augenbraue.

Das ist jetzt nicht wirklich dein Ernst?

Ich verkneife mir zwar jeglichen Kommentar, der mir auf der Zunge liegt, aber mein Gesicht spricht sicherlich Bände. In diesem Moment bin ich wirklich sehr froh, dass meine letzte Mahlzeit gestern Morgen in Arkham war.
 

Dein Blick ist wirklich überaus aussagekräftig, als ich versonnen an meiner zweiten Gurke nuckle.

"Was?", frage ich betont streng.

Daran ist nichts verwerflich. Andere Leute tauchen Pommes in Milchshakes.

"Ich bin schwanger, Eddie, ich darf das. Eigentlich ist es sogar ziemlich lecker ..."

Ich tunke mein Gürkchen noch mal ein und werfe es ein Stück nach oben, um es mit dem Mund aufzufangen. Vielleicht kann ich durch den Bauch nicht mehr trainieren, aber dafür reichen meine Reflexe noch. Bedächtig kaue ich.

"Wegen gestern ...", sage ich dann und würde mich am liebsten selbst ohrfeigen.

Warum genau fange ich jetzt damit an?

"Es tut mir leid, dass ich so heftig reagiert habe. In letzter Zeit fahre ich die emotionale Achterbahn - was dir eventuell schon aufgefallen sein könnte."

Leise seufzend widme ich mich dem Rest meines Hot Dogs.

"Aber du musst verstehen, dass es mich in Panik versetzt, wenn du so etwas sagst."

Ich sehe dich mit einem leichten Lächeln an, das meine Augen nicht erreicht.

"Es ist vielleicht komisch, aber ich habe die Leute, die mir nahe stehen, lieber lebendig ..."
 

Mir ist relativ egal, ob du der Meinung bist, dass du, nur weil du schwanger bist, deinen komischen Essensgelüsten frönen darfst. Ich für meinen Teil wende demonstrativ den Kopf ein Stück ab, als du die Gurke erneut in der Nussnougatcreme versenkst und dann isst. Nicht einmal, wenn ich in Topform wäre, würde ich mir das freiwillig antun.

"Ja ja ...", sage ich zu deiner Erklärung und winke ab.

Dann greife ich nach der Kaffeetasse, trinke den letzten Schluck aus und gehe zur Kaffeemaschine. Bevor ich mir allerdings neu einschenken kann, zupfe ich an meiner Hose herum. Erstaunlicherweise hat Crane mir die Sachen, die ich beim meinem letzten Aufenthalt bei euch gekauft habe, frisch gewaschen ausgehändigt. Ich vermute, dass Jim da ein Machtwort gesprochen hat. Jedenfalls sind mir die Sachen mittlerweile fast eine Nummer zu groß und die Hose rutscht ein bisschen, weswegen ich ständig daran herum ziehe.

"Weißt du ...", sage ich dann, nachdem die Tasse wieder mit Kaffee gefüllt ist und ich einen Schluck genommen habe. "Erst jammerst du rum, weil ich nicht mit dir rede. Aber wenn ich es mache, ist dir das auch nicht recht."

Ich mache eine kurze Pause und sehe dich über den Rand meiner Brille an.

"Könntest du dich bitte mal entscheiden, was du willst."
 

Mein Blick folgt dir auf deinem Weg zur Kaffeemaschine. Natürlich fällt mir auf, dass du in deinen Klamotten hängst wie ein Schluck Wasser. Das ist nicht gut.

Hast du eigentlich schon etwas gegessen, seit du aus Arkham gekommen bist?

Ich bezweifle es. Zaghaft schiele ich auf das Essen, das ich vor mir aufgehäuft habe. Wahrscheinlich ist dir jetzt erst recht nicht mehr danach, etwas zu dir zu nehmen.

"Natürlich will ich, dass wir reden", seufze ich und sehe dich flehend an. "Ich wünsche mir, dass du ehrlich bist. Aber ich muss auch ehrlich sein können, Eddie. Und wenn du mir so etwas sagst, soll ich dir dann vorspielen, dass es für mich keine große Sache ist? Soll ich so tun, als würde es mir nicht nahe gehen, dass es dir so schlecht geht?"

Ich schüttle den Kopf.

"Das kann ich nicht. Das will ich auch gar nicht. Vielleicht realisierst du es nicht, aber es würde dich verletzen, wenn ich so tun würde, als ob mir das alles am Arsch vorbeigeht."

Plötzlich habe ich so gar keinen Appetit mehr. Ich schiebe genervt meinen Teller von mir und schraube die Nussnugatcreme zu.

"Es bricht mir das Herz, wenn ich dich so sehe. Jedes Mal, wenn ich dich anschaue, ein bisschen mehr. Und es macht mich völlig fertig, dass ich dir nicht helfen kann. Ich versuche ja, stark zu sein und das nicht auch noch auf dich abzuwälzen. Aber ich werde das nicht in jeder Sekunde perfekt hinbekommen. Dafür bin ich viel zu emotional und impulsiv und was weiß ich nicht alles. Du kennst mich doch gut genug, um das zu wissen ..."
 

"Oh Gott ...", murmle ich frustriert und nehme einen großen Schluck Kaffee. "Jetzt tu bloß nicht so, als ob es dich wirklich interessiert, wie es mir geht."

Ein wenig unsanft stelle ich die Kaffeetasse auf die Theke und verschwinde für ein paar Sekunden in den Flur. Als ich die Küche wieder betrete, habe ich die Zigarettenschachtel aus Jims Trenchcoat in der Hand.

"Und bevor du fragst: Mir geht es bestens. Arkham ist wie Urlaub in einem Kurhotel. Ich amüsiere mich dort blendet und habe bereits Freundschaften fürs Leben geschlossen."

Ich betone meine Worte betont sarkastisch und werfe dir einen kurzen missbilligenden Blick zu, ehe ich die Kaffeetasse nehme und mit ihr und den Zigaretten in der Hand zur Hintertür gehe. Dort drehe ich mich noch einmal kurz zu dir um.

"Tu doch einfach so, als ob ich nicht da wäre. Dieses zwanghafte nette Getue von dir kann ich echt nicht ab."

Ich öffne die Tür und trete hinaus auf die Terrasse und da es bereits angenehm warm draußen ist, lasse ich die Tür offen stehen.
 

Mit offenem Mund starre ich dir nach. Ich gebe mir gerade wirklich Mühe, nicht wütend zu werden.

Du kannst nichts dafür, rede ich mir ein.

Das ist dein innerer Schutzreflex, sage ich mir.

Eigentlich meinst du es nicht so, gaukle ich mir vor.

Trotzdem ist da diese kleine, nagende Stimme, die mir einflüstern will, dass du wirklich diese Meinung von mir hast. Dass du denkst, du interessierst mich nicht, und dass dieses Gefühl für dich auf Gegenseitigkeit beruht.

Wer sagt denn, dass du das hier machst, weil du es wirklich willst?

Kann doch auch sein, dass Dad und ich einfach nur deine Chance sind, ein paar Tage im Freien zu verbringen ...

Zwar halte ich dich eigentlich nicht für Jemanden, der so etwas tut, aber ich habe dir bereits des Öfteren Dinge nicht zu getraut, die du dann genauso abgezogen hast.

Traurig schüttle ich den Kopf, erhebe mich und gehe langsam zur Tür.

"Für den Fall, dass du das gerade ernst gemeint hast: fahr zur Hölle."

Ich schlucke schwer.

"Sollte das aber gerade deine traditionelle Trotzreaktion gewesen sein, wenn ich dir zu nahe komme, dann lass dir gesagt sein, dass ich da bin, falls du es dir anders überlegst und nicht allein sein willst."

Ohne dich anzusehen lege ich eine Hand auf die Verandatür.

"Der Qualm zieht herein. Das ist schlecht für unser ... für mein Kind."
 

"In der Hölle bin ich bereits ...", murmle ich leise mit der Zigarette zwischen den Lippen und starre stur gerade aus in den Garten, während ich mitten auf der Terrasse stehe und dir mehr oder weniger den Rücken zuwende.

Ob du meine Worte überhaupt hörst, ist mir egal. Wenn ja, kannst du dir deinen Teil denken. Wenn nicht, auch gut.

"Ich habe gemerkt, wie du da bist", sage ich dann ein wenig lauter und drehe mich langsam zu dir um. "Im Gotham General hat es dich nicht interessiert, ob ich lebe oder sterbe. Und in Arkham bist du auch nur aufgetaucht, weil du Jemanden gebraucht hast, der die Vaterschaft anerkennt."

Demonstrativ nicke ich in Richtung deines Bauches. Natürlich ist mir bewusst, dass meine Worte nicht gerade nett sind. Selbst in meinen Ohren klingen sie alles andere als sozialverträglich. Aber sei's drum. Ich bin übermüdet und ziemlich fertig mit den Nerven. Was du davon hältst, ist mir in diesem Moment sogar egal. Sicher werde ich es im Nachhinein bereuen, aber ich kann gerade gar nicht anders.

"Und wenn es dich stört, kannst du gerne gehen. Oder zwinge ich dich gerade, hier rumzustehen?"
 

"Wie bitte?"

Was du mir gerade vorwirfst, trifft mich härter als alles, was du je zu mir gesagt hast. Als Klette bezeichnet zu werden, ist dagegen noch ein Kompliment gewesen. Da hast du wenigstens anerkannt, dass ich immer um dich herum war.

Aber das?

Zutiefst enttäuscht schüttle ich den Kopf.

"Das sagst du wirklich zu der, die sich in diesem beschissenen Wartezimmer die Nächte totgeschlagen hat, weil sie in deiner Nähe sein wollte? Die mehr Tränen um dich vergossen hat, als manche Menschen in ihrem ganzen verdammten Leben weinen? Die sogar jetzt, obwohl es für sie und ihr Kind und ihr ganzes Leben einfacher wäre, dich fallen zu lassen, noch an dir festhält?"

Meine Fingerknöchel am Türknauf treten inzwischen weiß hervor.

"Ich hasse dich", flüstere ich erstickt. Dann füge ich leise hinzu: "Weil du dir sogar nach dem, was du soeben gesagt hast, sicher sein kannst, dass ich gerade gelogen habe ..."

Mit einem Gefühl, als würde ich nie wieder froh werden, schmeiße ich die Tür zu. Ich kehre zitternd zum Küchentisch zurück und setze mich, versuche, ruhig zu atmen. Ein psychischer Zusammenbruch wäre jetzt wirklich unangebracht ...



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