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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Wenn ich Spaß vortäusche, könnte ich ja versehentlich welchen haben.

Barbara war eifrig damit beschäftigt, zu kochen, als ich durch die Küche auf Terrasse hinter dem Haus gestürmt bin. Was sie davon gehalten hat, war mir zu diesem Zeitpunkt vollkommen egal. Ich war einfach nur froh, dass sie mir nicht hinterher bekommen ist, da ich jetzt einfach nur meine Ruhe haben wollte. Die Zigarette aus Jims Schachtel hat richtig gut getan und danach war ich tatsächlich ein wenig ruhiger und ausgeglichener. Ich hätte am liebsten meinen Kopf gegen die Wand geschlagen, dass ich mich schon wieder so habe gehen lassen. Und dann auch noch vor Jim. Ich muss mich in Zukunft definitiv mehr am Riemen reißen.

Nach der Zigarette bin ich wieder ins Haus gegangen und habe Barbara weiterhin ignoriert. Sicherlich nicht besonders nett, aber an irgendwelchen Gesprächen darüber, was los ist, hatte ich einfach kein Interesse. Stattdessen bin ich kurz ins Gästezimmer und habe mir eine der Koffeintabletten eingeworfen und noch weitere eingesteckt. Dann habe ich mir oben in der Küche meine technischen Zeichnungen geschnappt und habe mich kommentarlos ins Gartenhäuschen zurück gezogen. Nach einer gründlichen Sichtung des vorhandenen Materials konnte auch endlich mein Plan langsam Gestalt annehmen.
 

Heute habe ich wirklich mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Anruf von Harv, der auf äußerst verdächtige Weise nachfragt, »was denn so los ist bei uns«. Auf meine wahrheitsgemäße Antwort, dass die Stimmung ziemlich leidet, hin, musste er natürlich unbedingt beschließen, für einen Pokerabend vorbeizukommen. Ablehnen wollte ich letztendlich aber doch nicht, denn in einem Punkt hat Harv Recht: Spaß kommt hier in letzter Zeit wirklich zu kurz.

Deswegen steht also knappe zwei Stunden nach dem Anruf ein gut gelaunter Harvey auf der Matte, dem unter der fröhlichen Fassade allerdings anzusehen ist, dass er sich Sorgen macht. Gut möglich, dass Pokern nur eine Ausrede ist, um nach dem Rechten zu sehen. Harv ist ein guter Freund, kein Wunder, dass er sich Sorgen um uns macht. Dass er trotz der Ereignisse unseres letzten gemeinsamen Wochenendes versucht, die Stimmung zu retten, rechne ich ihm hoch an.

Ich führe Harv in die Küche, wo ich allerdings nur Babs antreffe, die uns verrät, dass du dich in den Schuppen verkrochen hast. Sie erklärt sich bereit, dich zu holen, während Harv den Tisch vorbereitet und ich mich darum kümmere, ein paar Bier kaltzustellen.
 

Irritiert hebe ich den Kopf, als es kurz an der Tür des Gartenhäuschen klopft und Barbara kurz darauf zaghaft den Kopf herein steckt. Vermutlich gebe ich ein kurioses Bild ab, wie ich auf einer Holzkiste sitze und mit einer Kippe zwischen den Lippen gerade versuche, zwei schmale Vierkanthölzer mit einem Winkel zu verschrauben.

"Ähm ... Harvey ist da ...", sagt sie und sieht irritiert zwischen mir und meinem »Werk« hin und her.

"Aha ...", erwidere ich äußerst wortreich und beschäftige mich lieber damit, die Schrauben festzuziehen.

Ich habe zwar einen Akkuschrauber in der erstaunlich aufgeräumten und gut bestückten Werkzeugecke gefunden, aber ich mache das dann doch lieber per Hand. Von Nichts, kommt schließlich auch Nichts.

"Kommst du rein oder willst du lieber weiter auf Einsiedlerkrebs machen?", fragt Barbara.

Allein an ihrem Tonfall kann ich erkennen, dass sie mich mit einer hochgezogenen Augenbraue ansieht. Kein Wunder, da ich das Mittagessen habe ausfallen lassen und seit Stunden hier drin hocke.

"Keine Ahnung ...", entgegne ich schulterzuckend ohne sie überhaupt anzusehen. "Soll ich denn?"

Barbaras Antwort besteht aus einem angestrengten Seufzen, was mich zu einem kurzen Zucken der Mundwinkel animiert. Manchmal ist es zu einfach, sie zu nerven.

"Wäre ich sonst hier?", fragt sie dann nach einer kurzen Pause. "Dad und Harvey wollen pokern. Du kannst ja rein kommen, wenn du Lust hast", fügt sie noch hinzu, ehe sie die Tür schließt.

Einen Augenblick lang sehe ich die geschlossene Tür an.

Pokern?

Ernsthaft?

Ein paar Sekunden lang sehe ich meine Konstruktion an, ehe ich mit den Schultern zucke.

Tja, warum eigentlich nicht?

Ich habe zwar ewig nicht mehr gepokert, aber das verlernt man ja genauso wenig wie das Fahrrad fahren. Deswegen lege ich meinen Holzbau zur Seite und folge Barbara, die gerade die Küche betritt, ins Haus.
 

"Eddie kommt", verkündet Babs, als sie zu uns stößt. "Und er ist halbwegs vernünftig drauf. Seid nett. Ich gehe nach oben."

Sie ist genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen ist. Vermutlich hat der letzte Abend mit Harv sich ziemlich in ihr Gedächtnis gebrannt, weswegen sie es vorzieht, gar nicht erst anwesend zu sein, wenn wir drei uns unterhalten. Um ehrlich zu sein, stört mich das nicht mal sonderlich. Einen richtigen Männerabend hatte ich lange nicht mehr, weil die letzte Zeit es einfach nicht erlaubt hat. Und Harv hat immerhin Recht: Etwas Spaß kann nicht schaden.

"Edward", grüßt Harvey, als du hereinkommst. "Schön, dass du mitmachen willst. Immer rein mit dir." Er deutet auf den Tisch. "Jim versorgt uns gerade noch mit ein bisschen Knabberzeug und dann geht's los."

"Das erklärt einiges. Du bist nur hier, um dich über meine Chips und Erdnüsse herzumachen", stichele ich grinsend, hole aber zwei Schüsseln aus dem Schrank, um Harv mit den gewünschten Fressalien zu versorgen.

Er nickt lachend. "Kann man so sagen. Wie geht's, wie steht's, Edward? Alles paletti bei dir?"

Obwohl er es locker sagt, ist sein Blick ernst und besorgt, als er deine dürre, erschöpfte Gestalt mustert.
 

Ich bin noch nicht einmal richtig zur Tür rein, als Harvey bereits anfängt, mich vollzutexten, weswegen ich wirklich versucht bin, auf der Stelle kehrt zu machen und mich wieder im Geräteschuppen zu verkriechen. Wenn der Abend schon so anfängt, dann kann ich mir lebhaft vorstellen, dass Harvey und du im Duo versucht, irgendwelche Informationen aus mir heraus zu kitzeln. Und darauf habe ich noch weniger Lust, als sinnlose Diskussionen mit dem Joker zu führen.

Bei eurem Gespräch kann ich dann auch gar nicht anders, als eine Augenbraue anzuheben. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber ich fühle mich ein wenig unwohl mit euch beiden alleine. Mit einem knappen Kopfschütteln ignoriere ich mein Bauchgefühl und schiebe es einfach darauf, dass ich wirklich langsam aber sicher anfange, paranoid zu werden.

"Alles bestens ...", beantworte ich dann Harveys Frage halbherzig und zucke nichtssagend mit den Schultern, ehe ich dem Küchentisch einen misstrauischen Blick zuwerfe.

Und weil ich mich fühle wie bestellt und nicht abgeholt, schenke ich dir einen fragenden Blick.
 

Natürlich entgeht mir dein leidender Blick nicht, als ich die Knabbereien vor euch auf den Tisch stelle und mich setze. Aber was soll ich schon groß machen. Du musst immerhin irgendwann lernen, dass dich schlecht die ganze Welt mit Samthandschuhen anfassen kann. Wenn es dir zu viel wird, kannst du meinetwegen wieder abhauen, aber ich werde dir bestimmt nicht das Händchen halten, nachdem du mich vorhin so angefahren hast, obwohl ich nur nett war.

"Hast du Karten mitgebracht, Harv?"

"Aber sicher." Harv zaubert ein einfaches Deck Karten hervor und öffnet es, um die Karten zu mischen. "Wollen wir doch mal sehen, ob unser Schlaumeier hier auch Karten zählen kann."

Grinsend verdrehe ich die Augen. "Karten zählt man beim Black Jack, Harv."

"Wie auch immer." Harvey zuckt mit den Schultern. "Wir verzichten besser darauf, um Geld zu spielen, oder?"

Ich nicke nur zustimmend. Das wäre nicht unbedingt ratsam. Erstens hast du soweit ich weiß kein Geld dabei und zweitens ist mir die Gefahr, dass du uns völlig abziehst, dann doch ein bisschen zu hoch.
 

Immer noch leicht irritiert sehe ich Harvey kurz zu, wie er die Karten mischt und alleine seine Technik, die mich eher an Mau Mau erinnert, als an Poker, entlockt mir eine skeptisch angehobene Augenbraue. Mit einem ergebenen lautlosen Seufzen nähere ich mich dem Küchentisch und lasse mich auf einen der Stühle sinken.

Ich sitze noch nicht mal richtig, da habe ich Harvey bereits die Karten förmlich aus der Hand gerissen und beginne mit einem Gesichtsausdruck, der vermutlich ziemlich deutlich macht, dass ich Harvey in diesem Moment für nicht besonders kompetent halte, die Karten mit der riffle shuffle Methode zu mischen.

"Welche Variante wollt ihr spielen?", frage ich während des Mischens geschäftsmäßig. "Draw, Hold'em oder Stud?"

Ich beende das Mischen und sehe sowohl dich, als auch Harvey abwechselnd fragend an.

"Ich schlage Draw vor, da es sich zu Dritt einfach besser spielt. Aber der Hausherr hat das letzte Wort."
 

Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen. Wie es aussieht, haben wir dich tatsächlich ein bisschen abgelenkt. Zumindest hast du gerade etwas zu tun, wirkst geradezu geschäftig beim Kartenmischen und Varianten abwägen. Vielleicht schaffen wir es ja tatsächlich, dich ein paar Stunden lang deine Situation vergessen zu lassen.

"Ich schließe mich der Meinung des Gastes an", sage ich mit einem fröhlichen Zwinkern. "Wie sieht's aus, Edward. Machst du gleich den Dealer?"

Harvey und ich tauschen einen Blick und er nickt zustimmend.

"Bevor du er mir an die Gurgel geht, weil ich zu ungeschickt mische ...", fügt Harv mit gespielter Beleidigung hinzu, aber er hat ein breites Grinsen auf den Lippen.

Er beugt sich über den Tisch und zieht eine Schüssel mit Erdnüssen an sich heran. Pfeifend beginnt er, Nüsse auf drei Stapel zu sortieren, ein Ersatz für die Pokerchips oder Geld.

"Bitte sehr." Er schiebt jedem sein Nuss-Häufchen zu. "Ohne Einsätze geht es ja wohl nicht."
 

Ich kann förmlich hören, wie die Falle, in die ich gerade fröhlich hinein getappt bin, über mir zuschnappt. Na ganz große Klasse …

Jede Wette, dass Harveys Unfähigkeit beim Kartenmischen nur gespielt war und es am Ende sogar ein ausgeklügelter Plan von euch beiden war. Und ich Depp habe es erst jetzt gemerkt, als es schon zu spät ist. Aber wenn ich jetzt einen Rückzieher mache, stehe ich noch dämlicher da, als ohnehin schon, also muss ich da durch.

Aber wer weiß … Wenn ich Spaß vortäusche, könnte ich ja versehentlich welchen haben.

Einen Moment lang sehe ich erst dich und dann Harvey an, ehe ich ergeben mit den Schultern zucke und anfange, die gerade gemischten Karten bei dir angefangen offen und einzeln im Uhrzeigersinn auszuteilen, um so herauszufinden, wer der Geber der ersten Runden ist. Als ich die dritte Runde bei dir beginne, kommt der Bube und somit ist klar, dass du geben musst, was du auch ohne zu zögern tust, nachdem ich die eingesammelten Karten noch einmal gemischt habe, und jedem von uns einzeln und verdeckt fünf Karten gibst.

Noch bevor ich mir meine Karten ansehe, schiebe ich den Haufen Erdnüsse näher zu mir und sehe ihn ein paar Sekunden lang skeptisch an.

"Ich schlage einen Grundeinsatz von zwei Erdnüssen vor", murmle ich und sehe mir dann meine Karten an.

Es ist inzwischen schon eine Weile her, dass ich Poker gespielt habe. Damals war ich noch beim GCPD angestellt. Aber solange es nur um Erdnüsse geht, soll es mir recht sein.



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