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桜流し - Sakura Nagashi

a Story about the Twin Dragons
von

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separate ways

Die Tage werden eindeutig frostiger und kürzer. Lady Mishiro soll kurzerhand noch in die Berge reisen bevor der erste Schnee fällt. Raios und Shizuno-san wurden von ihrem Vater dazu ausgewählt sie zu begleiten. Ich weiß zwar nicht wieso, doch ich habe ein ungutes Gefühl schon seit dem Aufstehen in meiner Bauchgegend. Bis jetzt waren wir noch nie sichtlich getrennt gewesen. Wenn Mayuko-san oder Shizuno-san in die nächste Stadt wegen Stoffen, Tuschesteinen und Medizin fahren mussten dann nahmen sie stets uns zwei bei ihren Erledigungen mit.
 

Ich sitze neben ihm und bin ihm dabei behilflich sein Bündel zu packen. Eine unertragbare Stille umgibt uns dabei. Ich wage es dabei auch nicht ganz Raios anzusehen. Obwohl ich eigentlich noch in Ruhe hätte schlafen können bin ich hellwach. Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Verwirrt blicke ich nun auf als er mir nun so nahe ist, dass sich unsere Nasenspitzen berühren und ich ihm dabei tief in die rubinroten Iriden blicke.
 

„Baka, ich komm wieder“ sagt er nun zu mir, fühle deutlich seine Hände auf meinen Wangen ruhen und ich nicke nur darauf. Ich will ehrlich gesagt nicht, dass er geht. Doch die Entscheidungen von Lady Mishiros Vater sind so zu akzeptieren wie sie fallen. „Raios, pass auf dich auf“ sage ich nun leiser werdend zu ihm, dabei ruht ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. „Ehe du dich versiehst bin ich wieder zurück, Hikari“ vernehme ich ihn nun darauf sagen, nicke dabei nur und als wir schließlich Shizuno-san wittern können gehe ich auf sichtlichen Abstand zu ihm.
 

Ich bleibe wo ich bin und sehe ihm einfach hinter her als er den Raum verlässt. Doch ehe ich mich selbst versehe bin ich aufgestanden und laufe die Gänge entlang bis zum Genkan. Mein Blick ruht auf Raios, der mich schon längst gewittert hat und ein leichtes Nicken ist alles womit er mir antwortet. Er hat auch so verstanden was ich ihm eben sagen will auch wenn mir die passenden Worte dazu nicht eingefallen wären.
 

************
 

Der Winter kommt mit einem recht kräftigen Schneesturm, der den gesamten Talkessel von der Außenwelt abschottet. Das ungute Gefühl ist mir seit seiner Abreise geblieben. Ich bin nicht der Einzige hier der sich große Sorgen macht, wobei meine hauptsächlich auf Raios ruhen. Leicht seufzend sitze ich im Zimmer, mache artig die erforderte Kalligraphie und bin gedanklich bei den Tagen die wir bis jetzt gemeinsam verbracht haben. Er hat mir ja schließlich versprochen, dass er zurück kehrt. Also muss ich ihm dahingehend auch vertrauen.
 

Während seiner Abwesenheit habe ich mir angewohnt auf seinem Futon zu schlafen, da dieser noch den Geruch vom Shadow Dragon Slayer an sich haften hat. Nur so fällt es mir überhaupt auch leicht nachts einzuschlafen. Zum Glück sagt Mayuko-san deswegen nichts. Sie fand es zwar anfangs etwas merkwürdig von mir, doch mittlerweile fragt sie auch nicht mehr nach wieso ich mich auf einmal so verhalte. In ihren Augen wäre ja ich derjenige, der am Ende Ärger von Raios bekäme, daher mag das wohl mitunter ein Grund sein warum sie es aufgibt mich daran zu erinnern wie sehr er es verabscheut, dass seine Sachen in Unordnung geraten.
 

Manchmal liege ich auch nur im Zimmer, starre dabei die Decke an und konzentriere mich auf die Geräusche im Haus. Wie öd es doch in der kalten Jahreszeit ist. Niemand ist hier, der mit mir trainiert oder mit mir redet. Eine gewisse Lustlosigkeit hat mich ergriffen seit ich ganz allein in diesem Haus voller Erwachsenen bin. Wenn Raios doch nur hier wäre. Dann könnte ich ihn so schön ärgern. Nebenbei könnte ich auch mit ihm über die Drachen reden die uns als ihre Söhne großgezogen haben.
 

Ich bin nun mittlerweile bereit mir selbst gegenüber zu sagen, dass ich Raios wirklich mag. Auch wenn die Gegensätze zwischen uns so offensichtlich sind. Er ist Schatten und ich das Licht. Er still und sanft, ich hingegen stolz und impulsiv. Er denkt zuerst in aller Ruhe nach während ich aus dem Bauch heraus handle. Außerdem ist er so gesehen mein erster Freund den ich bis jetzt gehabt habe. Wäre ich vor drei Jahren nicht von Lady Mishiro aufgelesen worden, wer weiß ob wir uns überhaupt begegnet wären.
 

Diesmal scheint es fast so als zöge sich der Winter in die Länge. Obwohl es nun Mitte April ist liegt noch recht hoch der Schnee und die Luft draußen ist immer noch eisig. Man kann nur teilweise hinaus ohne dabei in der weißen kalten Masse zu versinken. Ehrlich gesagt kann ich es kaum erwarten Nachricht von Raios zu erhalten. Wo immer er Lady Mishiro hin begleitet hat; ich beneide ihn dafür, dass er technisch gesehen einen gewissen Vorsprung in punkto Training erlangt. Warum konnten sie mich nicht einfach mitnehmen? Dann würde ich nicht vor Langeweile in diesem gigantischen Haus versauern.
 

Was mich plötzlich überrascht ist die Tatsache, dass der Hausherr sich nun persönlich zur Aufgabe nimmt mich in Kendo zu trainieren. Ehrlich gesagt stehe ich dieser Sache doch sichtlich skeptisch gegenüber, denn er macht von Anfang an keinen Hehl daraus was er im Grunde genommen über Raios denkt. Wieso verdichtet sich auf einmal dieses ungute Gefühl tief in meinem Inneren je mehr die Tage verstreichen? Warum beginne ich auf einmal jenen Leuten gegenüber sichtlich mißtrauisch zu werden die mich doch mit offenen Armen in diesen Haus aufgenommen haben? Ich verstehe mich dahingehend selbst nicht. In erster Linie sollte ich nur an mich selbst denken, doch warum lässt mich dieses ungute Gefühl nicht los im Bezug zu Raios?
 

Rasch meinen Kopf schüttelnd stehe ich nun auf. Wir sind schließlich beide Dragon Slayer und als solche sind wir auch in der Lage uns wenn nötig mit Magie zu wehren. Ich mache mir hier unnötig Sorgen um ihn. Er ist durchaus in der Lage auf sich selbst aufzupassen. In raschen Schritten eile ich den Gang nun entlang um die große Halle zu erreichen, dabei bleibe ich auf halben Weg stehen als ich auf einmal Lady Mishiro als auch Shizuno-san wittern kann. ,Sie sind wieder zurück‘ schießt es mir durch den Kopf, eile zum Genkan und ich blicke mich dabei suchend nach Raios um.
 

Er ist der Einzige, den ich nicht wittern kann. „Lady Mishiro, wo ist Raios?“ kommt es aus mir hervor, dabei bemerke ich erst jetzt wie niedergeschlagen und von sichtlichen Kummer erfüllt ist. Noch nie zuvor habe ich sie so zu Gesicht bekommen. Ihre Augen glitzern verdächtig und sie wagt es dabei nicht mich anzusehen. „Wo ist er?“ stelle ich erneut die Frage an sie, worauf ich deutlich an ihr ansehen kann wie sehr sie damit ringt die Fassung zu bewahren.
 

„Siehst du nicht wie schlecht es der Herrin geht?“ vernehme ich Shizuno-san nun zu mir sagen, dabei ruht selbst in ihren Augen die gleiche Betroffenheit wie in denen von Lady Mishiro. Augenblicklich erstarrt alles in mir. Nein, das kann jetzt nicht wahr sein. Das alles hier ist nur ein schlechter Traum, mehr nicht. Gleich wache ich auf und bemerke, dass alles in Ordnung ist. Doch leider träume ich nicht und ich stecke inmitten der Realität fest. Raios muss etwas passiert sein, nur warum sagt niemand deswegen etwas?
 

***********

Ich verstehe mich selbst nicht, warum ich noch zwei weitere Jahre in diesem Haushalt geblieben bin. Wahrscheinlich weil ich mich Lady Mishiro gegenüber noch schuldig dafür fühle, dass sie mir ein Dach über den Kopf gegeben hat. Keiner sah den Sinn darin mich zu informieren was tatsächlich passiert ist. Was mich ehrlich gesagt so aufregt ist die simple Tatsache, dass Raios einfach nur totgeschwiegen wird. Fast so als wäre er niemals hier gewesen. Wenn mir hier schon niemand sagen will, was ihm konkret zugestoßen ist, dann breche ich kurzerhand auf um selbstständig nach einer Spur von ihm zu suchen. So kann ich auch mein ursprüngliches Ziel in Angriff nehmen. Stärker werden und mich einer starken Gilde anschließen.
 

Wenn ich unbeobachtet bin, dann richte ich schon mein Bündel für eine lange Reise her. Dabei packe ich selbst seinen Yukata mit ein den er zum Schlafen gehen verwendet hat. Es ist das einzige Erinnerungsstück, dass ich an Raios habe. Zwar habe ich versucht mit Lady Mishiro seit ihrer Rückkehr zu reden, doch sie ist offensichtlich nicht in der Lage dazu.
 

Entweder sie ist immer noch so sehr unter Schock über das was auf ihrer Reise in die Berge passiert ist oder aber sie darf keine Information preisgeben. Dabei ist sie im Grunde genommen eine sanfte, ehrliche Seele mit einem großen Herz. Sie hier zurück zu lassen ist nicht gerade eine einfache Entscheidung. Doch so wie ich sie mittlerweile kenne würde sie nie freiwillig ihrem Vater den Rücken kehren. Egal wie mies sie behandelt wird von ihm, sie bleibt einfachu nd zeigt nach außen hin eine Maske. Daher verfasse ich noch einen kurzen Brief in dem ich mich für all das bedanke was sie für mich getan hat.
 

Diesmal tue ich so als ob ich schon schlafen würde, dabei warte ich nur in Ruhe den richtigen Zeitpunkt ab um abzuhauen. Als endlich jede Seele in diesem Haus schläft nehme ich mein Bündel, schiebe lautlos die Shoji zur Seite und schleiche mich lautlos ins Freie. Ich habe einen Schleichweg aus dem Haus entdeckt, wobei noch recht schal sein Geruch dort in der Luft liegt. Raios muss ihn wohl verwendet haben als er sich nachts hinaus schlich. Dabei bin ich mehr als überrascht wie sehr seine Präsenz sich hier auf diesem schmalen Pfad gehalten hat. Bei der kleinen Anhöhe hinter dem Haus gelegen angekommen drehe ich mich kurz um, dann folge ich einfach den Pfad der mich in den Wald hinein führt.
 

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Seit Monaten streife ich rastlos durchs Land. Dabei habe ich begonnen jenen Namen wieder zu führen den mir Weißlogia einst gab. Ich bin nicht länger Hikari, sondern Sting Eucliffe der White Dragon Slayer. Dementsprechend verhalte ich mich auch wenn ich mich mit Älteren anlege. Ja, ich suche förmlich die Konfrontation. Ich muss unbedingt stärker werden. Ich muss vor allem Weißlogia gegenüber beweisen, dass ich wahrlich ein Dragon Slayer bin. Denn wenn er noch irgendwo da draußen ist, dann darf ich in einer gewissen Weise nicht in meiner Leistung nachlassen. Ein sichtliches Grinsen huscht mir dabei über die Lippen. Diesmal werde ich auch dafür sorgen, dass ich der Stärkere von uns beiden bin und auch bleibe.
 

Im Norden des Kontinents angelangt erreiche ich eine Stadt, wobei ich sichtlich angepisst bin als ich eine Gruppe von Jungen schätzungsweise in meinem Alter entdecke die mit Steinen und Stöcken auf ein wehrloses Lebewesen los gehen. Kurzerhand balle ich meine Hand zur Faust, hole zum Angriff aus und treffe dabei einen der Jungen direkt im Gesicht. Dabei stolpert dieser mit blutender Nase etwas rückwärts als seine Freunde sich nun auf mich stürzen wollen. Meine Augen blitzen voller Vorfreude auf. Denn auf diese Weise kann ich all die in mir herrschende Anspannung los werden als auch meine Sinne im Faustkampf schärfen. Nach ein paar Minuten ist der gesamte Haufen so aufgemischt, dass diese freiwillig das Weite suchen und ein selbstbewusstes Grinsen ruht auf meinen Lippen. Dabei war das erst die Aufwärmphase für mich. Was für Schwächlinge. Nicht jeder ist in der Lage mit einem Dragon Slayer mit zu halten.
 

Kurzerhand stecke ich beide Hände in die Hosentasche und ich gehe die Hauptstraße entlang als es zu schneien beginnt. Dabei fällt mir auf, dass mir der rotbraune Kater von vorhin folgt.
 

„Du bist wirklich stark. Bitte... lass mich dein Schüler sein“

„Eine Katze zum Schüler? Klar, warum nicht?“
 

kommt nun mit sanfter Stimme aus mir hervor, blicke diesen genau an und weise dabei ein Lächeln auf. Ich kann einen Gefährten auf meiner Reise durchaus gebrauchen. Denn so bin ich wenigstens nicht mehr ganz allein.
 

„Hast du auch einen Namen?“

„Le...Lector“
 

sagt dieser nur, worauf ich nun stehen bleibe, leicht in die Hocke gehe und meine Hand auf Lectors Kopf lege. „Dann sind wir von nun an Freunde, Lector. Ich bin Sting Eucliffe“ sage ich nun zu ihm, streiche ihm dabei über den Kopf und ehrlich gesagt tut diese From von Gesellschaft nach all den Monaten des Alleine seins sichtlich gut. Endlich jemand mit dem ich mich auch unterhalten als auch Unfug anstellen kann. Der rotbraune Kater nickt nur, dann hebe ich ihn hoch und trage ihn während die Flocken etwas dicker vom Himmel fallen.
 

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Wie rasch die Zeit doch vergeht. Ehrlich gesagt sind der Großteil meiner Erinnerungen an meine Kindheit verblaßt, dabei bin ich erst einmal zwölf Jahre alt. Nur jene Erinnerung blieb mir erhalten. Die, dass ich mit meinen eigenen Händen Weißlogia getötet habe. Nicht unweit eines Dorfes entfernt liege ich auf einer hügeligen Wiese und habe meinen Blick in den Himmel gerichtet. Auf meinen Reisen mit Lector an meiner Seite habe ich von einem Dragon Slayer zu hören bekommen der recht stark sein soll.
 

Sein Name ist Natsu Dragneel und er gehört der Gilde Fairy Tail an. Ob Lector und ich uns ebenfalls dieser Gilde anschließen sollen? Ehrlich gesagt bin ich mir dahingehend nicht ganz so sicher. Denn ich möchte in erster Linie genau so stark werden wie er und auch eines Tages gegen ihn antreten. Jetzt brauche ich mich ja noch nicht zu entscheiden. Doch mein Entschluß steht jetzt schon fest: ich schließe mich nur einer viel versprechenden als auch starken Gilde an deren Ziel es ist gegen dunkle Gilden zu kämpfen.
 

Apropos Lector, er war noch ins Dorf hinab geeilt weil er noch etwas erledigen wollte. Rasch setze ich mich auf als ich ihn schließlich wittern kann und mein Blick fällt fragend aus als er bei seiner Rückkehr weint.
 

„Lector, was ist los?“

„Sie wollen mir nicht glauben“

„Deswegen zerbrichst du dir den Kopf darüber?“

„Niemand will mir glauben, dass du einen Drachen getötet hast, Sting-kun“

„Halb so wild, Lector. Hauptsache, ich weiß was ich getan habe“

„Dabei bist du doch so stark, Sting-kun“
 

bringt er nun schniefend hervor, dabei streiche ich ihm beruhigend über den Kopf und sehe ihn direkt an. „Dann verspreche ich dir Lector, dass ich stärker werde. Ich werde so hart trainieren bis ich in der Lage bin Natsu Dragneel zu besiegen und du wirst dabei Zeuge sein“ sage ich nun zu ihm, lächle ihn an und ehrlich gesagt ist es wahrlich aufbauend zu wissen, dass jemand da ist der an dich und deine Fähigkeiten glaubt. Dadurch, dass mir Lector über den Weg lief habe ich kurzerhand begonnen all meine Energie da hinein zu stecken um diesen vor jeglichen Gefahren zu beschützen. Ich muss stärker werden, komme was wolle. Allein schon deswegen um Lector zu beschützen.
 

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Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass diese Reise ein feiger Hinterhalt ist. An der Reaktion von Lady Mishiro als auch Shizuno-san kann ich klar ablesen, dass sie genau wie ich selbst unwissend von der ganzen Sache sind. Kaum waren wir am Pass angelangt wo wir ein Lager aufschlagen sollten um zu übernachten griffen die loyalen Krieger an der Seite von Lady Mishiros Vater mich kurzerhand direkt an.
 

Durch den aufziehenden Nebel habe ich den Rand der Klippe viel zu spät bemerkt und dank der raschen Wandlung in einen Schatten war ich in einer Felsspalte gelandet. Wie weit bzw wie tief ich gefallen bin weiß ich ehrlich gesagt nicht. Mit einem leisen Grummeln starre ich auf meinen Arm und stelle fest, dass ich leicht getroffen bin. Etwas Blut rinnt herab, doch die Wunde ist zum Glück nicht all zu tief.
 

Ob ich mich beim Aufprall verletzt habe oder ich von einem der Schwerter getroffen wurde kann ich jetzt nicht sagen. Den Yukata den ich trage ist regelrecht mitgenommen. Ich reiße kurzerhand den Ärmel ab und mache mir damit einen notdürftigen Verband. Nebenbei wittere ich einen steten Luftstrom in dem der Geruch von Steinstaub und Wasser zu vernehmen ist. Hier kann ich einfach nicht bleiben.
 

Als ich mich nun aufrapple stelle ich erleichtert fest, dass ich eben Glück in Unglück gehabt habe. Paar Millimeter weiter abseits und ich wäre irgendwo am Boden der Schlucht aufgeschlagen. Ich folge dem engen geschlungenen Pfad tief ins Innere, dabei tut mir mein Kopf noch vom Aufprall weh. In erster Linie muss ich einen Weg hier heraus finden, doch was dann? Soll ich den beschwerlichen Weg zurück ins Dorf nehmen oder gleich die Möglichkeit ausnutzen um meinen eigenen Pfad einzuschlagen?
 

Wer weiß was passiert, wenn ich mich im Haus blicken lasse. Mit einem tiefen Seufzen lehne ich mich bei der Felswand an, schließe meine Augen und auf einmal habe ich klar vor mir wie mich Hikari ansieht bevor ich aufbreche. Instinktiv wusste ich was er mir mit diesem Blick sagen will. Selbst wenn ich wollte, ich kann nicht mehr zurück. Es ist besser er vergisst mich. Er wird hoffentlich eines Tages verstehen, dass früher oder später sich so oder so unsere Wege getrennt hätten.
 

Mich von der Wand abstoßend folge ich der Witterung von Wasser und ich finde einen kleinen Teich inmitten dieser gewaltigen Höhle. Trotz der herrschenden Finsternis finde ich mich problemlos zurecht. Zuerst einmal stille ich meinen Durst, dann wasche ich mir das Blut vom Arm und fülle gleich einmal die Flasche in meinem Bündel mit frischen Wasser auf. Ich werde mich einfach am Luftstrom orientieren der hier zirkurliert. Auf diese Weise werde ich mit Sicherheit einen Ausweg finden. Außerdem kann ich meine Energie mit den hier herrschenden Schatten aufstocken.
 

Leider weiß ich nicht wie viel Zeit konkret vergangen ist die ich ungewollt in diesem weit verzweigtem Höhlensystem verbringe. Ich bin nebenbei durchaus in der Lage meine gesamten magischen Fähigkeiten zu trainieren da mir ab und an ein in diesem Ökosystem heimisches Wesen über den Weg kommt das mich wohl als Beute ansieht. Selbst körperlich gesehen ist der Aufenthalt hier ein Training an sich, da ich weite Strecken zu Fuß bewältige, mich durch enge Passagen robben oder sogar eine Wand hinab klettern muss. Dabei ruhen all meine Erinnerungen bei Skiadrum. Warum konnte er mich nicht davor warnen, dass es auch Menschen mit bösen Absichten gibt? Ich bin schließlich noch ein Kind und kann daher solche Dinge noch nicht wissen.
 

Als ich schließlich doch in der Lage einen Ausgang aus diesem Labyrinth zu finden herrscht draußen gerade Nacht. Für mich ist das recht angenehm, da ich regelrecht an die Finsternis der Höhle gewohnt bin. Rasch nehme ich Witterung von Dingen auf, die nach der langen Zeit inmitten dieser Dunkelheit sichtlich neu für mich sind. Es riecht nach Rauch, Holz, Stein, Menschen, Tieren und Wasser auf einmal. Also muss hier in unmittelbarer Nähe wohl ein Dorf sein.
 

Lautlos wie ich bin folge ich den Pfad aus groben Schottersteinen den Berg hinab. Anhand der herrschenden Witterung stelle ich fest, dass ich wohl ganz wo anders gelandet bin. Wie weit genau ich von jenem Dorf entfernt bin in dem ich bisher unter Obhut von Lady Mishiro gelebt habe, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Doch ich bin wohl weit genug entfernt um mein eigenes Leben zu führen. Auch wenn ich ihr gegenüber in vielerlei Hinsicht mehr als dankbar bin, keine zehn Drachen bringen mich in dieses Haus zurück.
 

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Da ich aufgrund des Höhlensystems zu sehr an die dort herrschende Finsternis angepasst bin habe ich eine sichtliche Abversion gegen das Tageslicht entwickelt. Wenn ich reise, dann nur des nachts. Ruhen tue ich am Tag, wobei ich mir schattige abgelegene Orte dazu aussuche. In die Nähe von menschlichen Ansiedlungen wage ich mich vorerst nicht.
 

Ich bin sichtlich misstrauischer geworden was auch nicht zu verüblen ist nachdem was mir passiert ist. Nur gelegentlich schweifen meine Gedanken an den blonden Jungen mit den saphirblauen Augen der ja schließlich zeitgleich mit mir unter Lady Mishiros Obhut stand. Er wird mit Sicherheit ein gutes Zuhause gefunden und mich schon längst vergessen haben. Höchstwahrscheinlich weiß er ja nicht einmal mehr wie ich aussehe und wie ich heiße.
 

Für eine Weile bin ich bei einem älteren Ehepaar untergekommen die abseits einer kleinen Stadt leben. In genau dieser Stadt befindet sich die Gilde Phantom Lord. Jeder im Umfeld dieser Stadt weiß vom Gildenmeister sowie den Element Four als auch dem Iron Dragon Slayer Bescheid. Als ich davon Wind bekomme nutze ich meine Fähigkeiten dazu aus mich ins Gebäude zu schleichen weil ich unbedingt einen Blick von diesem Dragon Slayer erhaschen will. Ich muss wissen wie stark er ist und was so besonders an ihm ist.
 

„Hey Junge, Zutritt nur für akzeptierte Mitglieder“ höre ich eine kalte Stimme zu mir sagen als ich ihm das erste Mal begegne. Gajeel Redfox. Er hat mich kurzerhand am Kragen gepackt und wirft mich dabei hochkant hinaus. Dabei strahlt er etwas aus, dass ich nicht in einfache Worte fassen kann. „Komm erst wieder, wenn du es wert bist, Junge“ sagt er noch recht abwertend in meine Richtung, dreht sich um und verschwindet im Inneren des Gebäudes. Mein Ehrgeiz ist sichtlich gepackt. Ich werde hier in dieser Stadt bleiben. Ich werde so hart trainieren, damit ich mich kurzerhand jener Gilde anschließen kann in der sich auch Gajeel befindet. Ich werde definitiv ein Mitglied von Phantom Lord werden.



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