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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Ich hoffe, es hat dir wenigstens Spaß gemacht, dieses kleine soziale Experiment wie ein Marionettenspieler zu steuern.

Bevor ich zu dir vor die Tür trete, reibe ich mir kurz feixend über die Wangen.

Kann man eigentlich Muskelkater im Gesicht bekommen, wenn man eine Stunde lang so krampfhaft versucht, sein Grinsen zu unterdrücken?

Das bringt mich erst recht zum Lachen und ich verkneife mir ein lautes Auflachen. Der Tag heute ist mit Abstand das Highlight meiner Woche. Sogar noch besser als der kleine Zwischenfall mit Oswald.

Ich geselle mich zu dir und bekomme gerade so noch mit, wie die süße, kleine, schwangere Barbara lautstark zu schluchzen anfängt, ehe ihr Vater einen Arm um sie legt und dir einen letzten zornigen Blick über die Schulter zuwirft.

Autsch.

Fraglich, wer in dieser Situation der größte Verlierer ist. Du, Barbara oder gar der arme Commissioner, der eigentlich rein gar nichts für all das kann.

"Du weißt schon, dass du gerade - und verzeih mir die saloppe Wortwahl - gelinde gesagt verschissen hast, oder?", sage ich beinahe freundschaftlich und starre den beiden nachdenklich hinterher. "Du siehst dein Mädchen vielleicht nie wieder."
 

Gordons Blick versetzt mir erneut einen kleinen Stich und plötzlich begreife ich, dass ich wirklich ein riesengroßer Idiot bin. Ich habe gerade Alles aufs Spiel gesetzt und habe auch Alles dabei verloren. Dabei wollte ich doch nie, dass es überhaupt so weit kommt. Und alles nur, weil ich mal wieder mein Ego nicht runterschlucken konnte.

Fast schon mit einem verzweifelten Blick sehe ich Jim und Barbara nach, wie sie die Tür am Ende des Ganges erreichen und alles in mir schreit danach, die Sache irgendwie wieder zu begradigen. Aber ich bekomme kein einziges Wort heraus.

Dass du neben mich trittst, realisiere ich kaum, aber bei deinen Worten lasse ich betrübt den Kopf hängen. Es ist erstaunlich, aber du hast vermutlich recht damit. Ich habe gerade so ziemlich alles versaut, was man versauen kann. Und diese Erkenntnis tut weh.

"Ich will zurück in meine Zelle ...", murmle ich leise mit dünner Stimme.
 

Überrascht blinzle ich dich an. Ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit.

So einfach ist das?

Wenn ich gewusst hätte, dass es das ist, was man benutzen muss, um dich zu brechen, hätte ich die kleine Gordon viel eher dazu gedrängt, dir die Wahrheit zu sagen. Jetzt kommt es auf jeden Fall darauf an, das Ganze klug anzugehen und dich nicht gleich wieder völlig zu verschrecken.

"Ich fürchte, ich kann dich so nicht einfach allein lassen, Edward. In deiner Verfassung ..."

Ich bemühe mich um eine halbwegs neutrale Mimik. Mitleid würdest du mir nicht abkaufen, aber ins Gesicht lachen sollte ich dir jetzt auch nicht unbedingt.

"Gehen wir in mein Büro. Die Situation ist recht kritisch, aber vielleicht kann man noch etwas retten."

Und weil du mir das nie im Leben abkaufst, schiebe ich noch hinterher: "Versteh mich nicht falsch, mir liegt nicht viel daran, deinen Arsch zu retten. Aber ich mag die Kleine irgendwie. Und so gern sie auch so tun will - ich bezweifle, dass es ihr gut tut, jetzt mit dir zu brechen."
 

Müde schüttle ich andeutungsweise den Kopf, während ich die Augen krampfhaft geschlossen halte, um wieder irgendwie Kontrolle über mich zu bekommen.

"Lass es gut sein, Crane", erwidere ich halbherzig und muss mir dabei richtig Mühe geben, um diesen weinerlichen Unterton aus meiner Stimme zu verbannen. "Ich will einfach nur meine Ruhe haben ..."

Ja klar magst du sie. Das tut fast Jeder. Dass ist ja das Problem. Barbara ist hübsch, intelligent und nicht auf den Mund gefallen. Sie hat gewisse Charakterzüge an sich, die sie verdammt attraktiv machen. Und ich Vollidiot tue alles, um sie auf Distanz zu halten und treibe sie damit - gegen meinen Willen - in die Arme von Typen wie Batman oder dir.

Ich seufze lautlos und unwillkürlich drängt sich mir dir Frage auf, wie schwer es hier in Arkham wohl ist, an ein Messer zu kommen. Oder sich in seiner Zelle zu erhängen. Wenn ich mein Leben bisher noch nicht versaut habe - jetzt habe ich es definitiv geschafft.

Erschöpft nehme ich mir die Brille ab und reibe mir kurz über die geschlossenen Augen, um zu verhindern, dass mir jetzt zu allem Übel auch noch die Tränen in die Augen schießen. Leider kann ich nicht verhindern, dass ich kurz schniefe, als ich mein Leben in Scherben vor meinem inneren Auge sehe.
 

"Okay, du gehst definitiv nicht in deine Zelle zurück", murmle ich.

Das wäre ja noch schöner.

Da investiere ich so viel Arbeit in dich und dann bringst du dich um, bevor meine Forschungen mit dir Früchte tragen?

Ganz bestimmt nicht. Wenn du dich unbedingt töten willst, meinetwegen - nachdem ich mit dir fertig bin.

"Gehen wir."

Ich lege dir eine Hand auf dem Rücken, um dich vorwärts zu schieben. Du musst wohl oder übel laufen, wenn du nicht angefasst werden willst.

Deine Verfassung ist höchst interessant. Vielleicht genau die Ausgangssituation, die ich brauche, um ein paar hübsche Dinge über deine seelischen Abgründe zu erfahren, die sich bisher nur erahnen lassen. Ich bin ziemlich gespannt, was sich da finden lässt.

Jetzt heißt es also, eine heimelige Atmosphäre zu schaffen, den verständnisvollen, wenn auch etwas korrupten Arzt zu mimen und dir still und heimlich die wichtigen Informationen zu entlocken, die ich brauche, um endlich voranzukommen.

Deswegen schleppe ich dich tatsächlich in mein Büro und nicht in das Therapiezimmer. Die Brandflecke auf dem Teppich würden dich vielleicht daran erinnern, dass du eigentlich rebellisch sein solltest.

Ich schließe die Tür hinter uns und deute auffordernd auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch.

"Mach es dir doch bitte bequem."
 

Ich bin milde überrascht, dass du dich tatsächlich mal wie ein Psychiater benimmst und wirklich bemerkst, dass du mich besser nicht alleine lässt. Ich weiß nur nicht, ob mir das gefallen soll oder nicht.

Trotzdem leiste ist so gut wie keinen Widerstand und lasse mich wortlos zu deinem Büro führen. Nicht mal deine Hand in meinem Rücken stört mich gerade sonderlich, weswegen ich sie auch nicht abschüttle, obwohl mir deine Nähe ziemlich unangenehm ist.

"Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?", protestiere ich schwach, als du die Tür deines Büros schließt.

Normalerweise würde ich mich jetzt interessiert umsehen, was sich hier für Abgründe auftun, da ich ja noch nie in deinen heiligen vier Wänden war, aber nicht mal danach steht mir der Sinn. Viel lieber wäre mir eine volle Flasche Whiskey und eine geladene 9 mm.

Obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, leiste ich deiner Aufforderung folge und lasse mich geknickt auf dem Stuhl nieder. Ich will diese Sache einfach nur noch so schnell wie möglich hinter mich bringen, damit ich dann in aller Ruhe in meiner Zelle Trübsal blasen kann.
 

"Und riskieren, dass sich einer meiner Patienten in seiner Zelle aufknüpft? Nein, das wäre äußerst schlecht für meinen Ruf", sage ich schulterzuckend und mache es mir hinter meinem Schreibtisch bequem.

Ich betrachte das Häufchen Elend, das mir da gegenüber sitzt, eine Weile und krame schließlich den Notizblock hervor, den ich grundsätzlich in meiner obersten Schreibtischschublade aufbewahre. Für den Fall der Fälle.

"Dann legen wir mal los."

Ich schlage eine leere Seite auf und nehme einen Stift zur Hand.

"Glaubst du denn nach wie vor, dass Barbara dich nur hinters Licht führen will oder hast du begriffen, dass es ihr wirklich ernst ist?"
 

"Das kann dir doch egal sein ...", murmle ich leise mit gesenktem Kopf. "Als ob es dich wirklich interessiert ..."

Müde hebe ich langsam den Blick und sehe dich resigniert an. Jetzt kommt also wieder dieser Nummer. Na ganz toll ...

War der Tag heute nicht schon beschissen genug?

Aber nein, du musst natürlich immer noch einen drauf setzen.

Kannst du mich nicht einfach wieder in eine Zwangsjacke stecken und mich mit Beruhigungsmitteln abschießen?

"Ich habe keine Lust, mit dir zu reden. Und am allerwenigsten darüber."
 

"Tja, Edward, das tut mir jetzt herzlich leid, aber ich bin immer noch dein Psychiater. Du warst doch auf so einem guten Weg. Mach die Schotten nicht gleich wieder dicht, das bringt doch überhaupt nichts."

Ich sehe dich eindringlich an.

"Vielleicht kann ich die Sache ja wieder gerade biegen. Wenn du mit ihr nicht offen reden kannst, dann sei doch zu mir ehrlich. Ich könnte zwischen euch vermitteln, immerhin habe ich mit Barbara inzwischen auch einige Gespräche geführt."
 

"Du kannst mich mal ...", erwidere ich niedergeschlagen wende wieder den Blick ab, um den Fußboden anzustarren.

Du bist eindeutig der Letzte, mit dem ich über Barbara reden werde. Da mache ich doch lieber Kaffeeklatsch mit Cobblepot. Oder dem Joker. Mit Jedem, nur nicht mit dir.

"Kann ich dann jetzt zurück in meine Zelle?", frage ich trübselig ohne dich anzusehen. "Bitte ...", füge ich nach wenigen Sekunden hinzu und hoffe, dass du mich endlich erlöst.

Mir geht es emotional gesehen momentan so dermaßen beschissen, dass ich am Ende wirklich noch zu allem ja und Amen sage, was du mir auftischt. Und dass muss ich unbedingt verhindern.
 

Ah, wie rührend. Du wirst also dann höflich, wenn du verzweifelt bist. Das ist ja schon mal gut zu wissen.

Mit einem Seufzen lege ich den Stift beiseite und beuge mich über den Tisch weiter in deine Richtung.

"Aber, Edward. Ich will dir doch nur helfen. Du musst lernen, Hilfe zu akzeptieren. Und das besser, solange du noch kannst, denn bald wird dir vielleicht niemand mehr beistehen wollen."

Ich schüttle bedauernd den Kopf.

"Wie fühlt es sich an, jetzt so allein dazustehen? Streng genommen, bin ich jetzt wohl die engste Bezugsperson, die du noch hast."

Ich kann nicht verhindern, dass sich ein wenig gehässige Befriedigung in meine Stimme schleicht, als ich das sage.
 

"Und wenn schon …", murmle ich leise und weigere mich nach wie vor, dich auch nur ansatzweise anzusehen. "Das ist vollkommen irrelevant. Ich komme seit Jahren damit klar, auf mich allein gestellt zu sein. Also kein großes Drama …"

Mein fast schon an Verzweiflung grenzender Tonfall straft meine Worte natürlich Lügen. Fantastisch … Da kann ich dir doch gleich meine ganze Lebensgeschichte auf dem Silbertablett präsentieren. Denn auch, wenn ich gerne allein bin, kenne ich das nagende Gefühl der Einsamkeit sehr gut.

Wenn ich könnte, würde ich jetzt meine Stirn auf die Tischplatte schlagen. Letztendlich belasse ich es aber dabei, die Beine übereinander zu schlagen, meine Arme mit den Ellbogen auf dem Oberschenkel abzustützen und dann das Gesicht in den Händen zu vergraben.

Da rühme ich mich mit meinem brillanten Verstand und bekomme trotzdem Nichts auf die Reihe. Ein tolles Genie bin ich. Vielleicht sollte man mich nie wieder aus Arkham raus lassen. Dann kann ich wenigstens nicht noch mehr Chaos stiften und Familien zerstören. Es reicht doch zu, dass meine eigene Familie vollkommen desaströs war.

Nach einigen Sekunden des Schweigens, die mir eher wie Minuten vorkommen, drehe ich langsam den Kopf in deine Richtung. Mein hoffnungsloser Blick spiegelt vermutlich sehr deutlich wieder, wie ich mich gerade fühle und spricht dementsprechend Bände.

"Du hast es die ganze Zeit gewusst, richtig? Es würde mich nicht mal wundern, wenn du dass Alles sogar eingefädelt hast."

Ich seufze resigniert.

"Ich hoffe, es hat dir wenigstens Spaß gemacht, dieses kleine soziale Experiment wie ein Marionettenspieler zu steuern."

Der Gedanke, dass ich am Ende – neben dir – die einzige Person bin, die dein mieses kleines Spiel durchschaut hat, lässt mich das Gesicht noch tiefer in den Händen vergraben und frustriert die Haare raufen. Doch vielleicht bilde ich mir diese ganze Verschwörung, die ich um dich herum sehe, doch nur wieder ein. Eigentlich fühle ich mich nicht verrückt und doch werde ich dass beschissene Gefühl nicht los, dass ich genau das bin. Und das ist wirklich zum verrückt werden.
 

"Eingefädelt nicht", sage ich lachend. "Aber ich muss gestehen, dass ich die Ereignisse doch ziemlich begrüße. Einer dieser typischen »Ich hab's dir ja gesagt«-Momente. Und Edward ..."

Ich grinse dich breit an.

"Ich hab's dir ja gesagt. Das musst du schon zugeben. Ich habe dir immer vermittelt, dass Barbaras Informationen überaus brisant sind und du hättest gut daran getan, dich auf ein Gespräch mit ihr einzulassen. Hast du aber nicht."

Mit einem bedauernden Schulterzucken erhebe ich mich und komme auf deine Seite des Schreibtisches, wo ich mich zufrieden an die Kante lehne und auf dich herabblicke.

Köstlich, wie unterlegen du gerade bist. Und diesmal muss ich nicht mal lügen - immerhin habe ich dir wirklich mehrfach zu verstehen gegeben, dass die Neuigkeiten der Kleinen von höchster Dringlichkeit sind und demnach nicht von dir ignoriert werden sollten.

"Aber wenn du es genau wissen willst: Ja, ich habe durchaus meinen Spaß an diesem - und ich zitiere - sozialen Experiment."
 

"Ja ja ...", erwidere ich deprimiert und habe wirklich Lust, meinen Kummer in Alkohol zu ertränken.

Wie es mein alter Herr immer gemacht hat. Ich kann es mittlerweile nicht mehr leugnen, dass ich ihm jedes Jahr ein bisschen ähnlicher werde. Am Ende war es sogar ganz gut, dass ich Alles so versaut habe.

"Du hast Alles gewusst und ich nichts. Mach dir ein Kreuz im Kalender ..."

Als du dich an den Schreibtisch lehnst, hebe ich wieder den Kopf an und sehe mit leerem Blick zu dir.

"Hattest du dann genug Spaß für heute und kann ich jetzt endlich zurück in meine Zelle?"



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