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Nothing to lose

Arkham Origins
von
Koautoren:  PunkinPie abgemeldet

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Wen siehst du, Edward? Mommy? Daddy? Jede Wette, dass es Daddy ist ...

Grinsend beobachte ich, wie an diesem Schrank stehst. Würde mich mal interessieren, was so faszinierend daran ist.

"Ich werde dir gar nichts erzählen. Mag sein, dass diese linke Nummer bei den Anderen funktioniert, aber bei mir wirst du dir was Besseres einfallen lassen müssen."

Irgendwie gefällt es mir nicht, wie du da stehst und fast wie in Trance wirkst.

Was ist in dem blöden Schrank, was dich jetzt so – na ja – fast schon siegessicher macht?

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nichts Gutes und schon gar nichts Legales sein kann. Leider stehst du so ungünstig, dass ich von meiner Position aus nicht sehen kann, was du rausholst – auch wenn ich den Kopf schief lege.

"Haben wir etwa schon Halloween? Oder willst du herausfinden, ob ich Angst von Clowns habe?", sage ich selbstsicher und fange dann an, zu lachen.

Irgendwie ist es schon ziemlich komisch, wie du immer noch denkst, am längeren Hebel zu sitzen.

"Ernsthaft, Johnny …"

Ich benutze diesen Spitznamen, von dem ich weiß, dass du ihn hasst, mit voller Absicht, um dich zu reizen.

"Du brauchst einen Psychiater eindeutig nötiger als ich."
 

Verzückt drehe ich die Maske in meinen Händen.

"Ich weiß nicht. Wenn du wirklich Angst vor Clowns hast, werden wir das gleich erfahren. Wobei ich bezweifle, dass du dann freiwillig den Joker hier herholen würdest."

Noch immer mit dem Rücken zu dir setze ich langsam die Maske auf und lasse mir Zeit, sie zurechtzuzupfen. Das ist ein besonderer Moment. Natürlich soll da alles richtig sitzen, man muss sich ja entsprechend präsentieren. Erst als ich zufrieden bin, wende ich mich gemächlich zu dir um und sehe dich durch die Maske hindurch an. Du kannst es jetzt zwar nicht mehr erkennen, aber ich grinse breit.

"Das ist das schöne an dieser Anstalt. Irgendwie sind wir doch alle gleich, was?"

Ich lache dunkel.

"Jeder hier hat so seine Abgründe, die er mit sich herum trägt. Warum sollten du oder ich da anders sein? Lass uns doch ein paar Aspekte unserer seelischen Abgründe miteinander teilen, was meinst du?"

Ich mache ein paar lange Schritte auf dich zu und lasse das Fläschchen mit meinem Toxin so in meine Hand rutschen, dass ich den Zeigefinger auf den Sprühkopf legen kann.

"Ich habe wie du siehst eine gewisse Affinität für Vogelscheuchen."

Ohne Vorwarnung reiße ich den Arm nach oben und sprühe dir eine Dosis ins Gesicht, wobei ich mich allerdings zurückhalte. Noch weiß ich nicht, wie viel du verträgst und es wäre unschön, wenn du gleich aus den Latschen kippst.

"Du bist dran, Edward."
 

Im ersten Moment, als du dich zu mir umdrehst, sehe ich dich reichlich perplex an, doch schon nach wenigen Sekunden fangen meine Mundwinkel an zu zucken, ehe ich in schallendes Gelächter ausbreche. Ich habe ja mit Vielem gerechnet, aber nicht mit so einer unglaublich dämlichen Verkleidung. Damit hast du definitiv den Vogel abgeschossen, was umso komischer ist, da du dir einen alten, lumpigen Kartoffelsack über den Kopf gezogen hast und Einen auf Vogelscheuche machst.

Während du irgendwelchen Mist über Abgründe erzählst, nehme ich mir meine Brille ab, lege sie hinter mich auf deinen Schreibtisch und wische mir eine Lachträne aus dem Augenwinkel. Wirklich, eine klasse Show, Jonathan. Ich habe mich lange nicht mehr so gut amüsiert. Auch, als du langsam auf mich zu kommst, kann ich mich kaum beruhigen.

Doch als du dann plötzlich den Arm hochreißt und mir irgendwas ins Gesicht sprühst, verebbt mein Lachen von eine Sekunde auf die andere und ich reiße entsetzt die Augen auf. Was auch immer das für ein Zeug war, es bewirkt bei mir, dass ich erschrocken nach Luft schnappe. Ich starre dich mit großen Augen an und muss mit Bestürzung feststellen, dass deine Konturen anfangen zu verschwimmen und sich irgendwas, was verdächtig nach blutroten Schlangen aussieht, aus den Öffnungen der Maske schlängelt.

Da ich mich durch die Handschellen nicht nach hinten auf den Schreibtisch lehnen kann, um mich darauf abzustützen, rutsche ich langsam daran herunter, während ich nicht damit aufhören kann, dich anzustarren. Ich will gar nicht wissen, wie hoch mein Puls ist, aber mein Herz rast.

"Das ist nicht real ...", murmle ich apathisch, als ob ich mir selber Mut zusprechen will.
 

Dass deine erste Reaktion ist, mich auszulachen, macht mich ungeheuer wütend.

Wie kannst du es dir eigentlich wagen?

Meinetwegen, als Jonathan Crane bin ich es durchaus gewöhnt, dass die Leute lachen. Das habe ich in der Vergangenheit zur Genüge ertragen müssen und man kann wahrscheinlich sagen, dass es meinen Charakter maßgeblich geprägt hat.

Aber niemand wagt es, über Scarecrow zu lachen - nicht mal ein vorlauter Mistkerl wie du.

Als du jedoch das Toxin abbekommst, kriege ich endlich die Reaktion, die ich mir erhofft habe. Es ist Balsam für die Seele, dein verschrecktes Gesicht zu sehen.

"Nicht real?", wiederhole ich lachend. "Warum hast du dann solche Angst? Komm schon, Edward. Was siehst du, hm?"

Ich beuge mich so tief zu dir nach unten, dass der Stoff meiner Maske beinahe deine Nasenspitze berührt.

"Sag mir, was du siehst!"
 

Ich stehe wirklich kurz vor einer Panikattacke und bekomme deine Worte nur am Rande mit. Ich bin viel zu sehr darauf fixiert, dich fast schon panisch anzustarren.

Und als du dich zu mir runter beugst, kann ich gar nicht anders, als mich so weit zurück zu lehnen, wie es irgendwie geht. Dabei stoße ich natürlich ziemlich heftig mit dem Hinterkopf an den Schreibtisch, aber dass stört mich gerade nicht einmal, solange ich ein paar zusätzlich Millimeter zwischen uns bringen kann.

Krampfhaft kneife ich die Augen zusammen und konzentriere mich darauf, irgendwie meinen hektischen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Was ist das hier nur für eine Freakshow?

Das kann unmöglich wirklich real sein. Nie im Leben! Eigentlich weiß ich ja, dass es absolut unmöglich ist, was ich da gerade gesehen habe, und trotzdem sagt mir eine ziemlich laute Stimme in meinem Kopf, dass ich das nicht einfach so ignorieren kann.

Ich weiß nicht, ob man es wirklich Angst nennen kann, aber es jagt mir auf jeden Fall einen ordentlichen Schrecken ein. Und dass liegt sicher nicht an diesem hässlichen Kartoffelsack. Es muss das Zeug sein, mit dem du mich besprüht hast. Ganz sicher.

Vorsichtig öffne ich wieder die Augen, und auch wenn meine Atemfrequenz und mein Puls jenseits von Gut und Böse sind, kann ich mich davon abhalten, wieder erschrocken nach Luft zu schnappen.

"Nicht real ...", murmle ich erneut und versuche krampfhaft, mein Gehirn davon zu überzeugen, dass ich mir das gerade alles nur einbilde.
 

"Fühlt sich aber doch ziemlich real an, oder Eddie?", säusle ich und packe dich am Kragen, um dich mit einigem Kraftaufwand nach oben zu zerren und zurück auf deinen Stuhl zu stoßen.

Wenn das nicht der perfekte Moment für ein kleines, aber feines Gespräch von Arzt zu Patient ist.

"Komm schon Edward", flüstere ich feixend und lege neugierig den Kopf schief. "Sag mir was du siehst. Sag mir, wovor du Angst hast. Spinnen? Batman? Davor, völlig zu versagen?"

Ich lache gehässig auf.

"Vielleicht davor, den Überblick zu verlieren, was real ist und was nicht?"

Es bereitet mir wirklich ungemeine Freude, dich so schockiert zu sehen. Klar, ich habe dich noch lange nicht an dem Punkt, an dem du vor Panik wimmerst, aber man sollte ja auch nicht gleich übertreiben. Da kommen wir schon noch hin. Wenn das hier vorbei ist, wirst du zumindest eine ungefähre Vorstellung haben, was ich mit dir anfangen kann - und schon allein zu wissen, dass du in der ständigen Befürchtung, wir würden diese Sitzung wiederholen, weiter in deiner Zelle hocken musst, wärmt mir das Herz.

"Was rede ich eigentlich. Das tust du ja gerade schon."
 

Völlig widerstandslos lasse ich mich von dir wieder auf den Stuhl verfrachten und merke dabei, dass ich wie Espenlaub zittere.

Gott, warum kann ich nur nicht damit aufhören, dich so panisch anzustarren?

Ich muss damit aufhören.

Vielleicht hören diese seltsamen Halluzinationen ja auf, wenn ich sie komplett ausblende?

Deswegen kneife ich wieder die Augen zusammen und sage mir dabei gedanklich immer wieder, dass das Alles nicht real ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dabei sogar die Lippen bewege, aber es fühlt sich zumindest so an.

Doch kann ich meinem Gefühl überhaupt noch vertrauen, nachdem was ich in den letzten Minuten hier gesehen habe?

Als ich die Augen wieder vorsichtig öffne, sehe ich immer noch diese furchtbare Fratze vor mir, die mich hämisch angrinst und irgendwie eine nur schwer zu ignorierende Ähnlichkeit mit meinem alten Herrn hat. Alleine das lässt mich wieder nach Luft schnappen. Dabei ist dieser Mistkerl doch schon längst Futter für die Würmer.

"Du bist tot ...", flüstere ich atemlos und kann meinen Sinnen nicht mehr trauen. "Du bist nicht wirklich hier ..."
 

Es ist wirklich süß, wie du versuchst, die Fassung wieder zu erlangen.

Bei deinen Worten werde ich natürlich sofort hellhörig.

Tot?

Nicht wirklich hier?

Ich lache verzückt auf und klatsche begeistert in die Hände.

"Wer ist es, hm? Wen siehst du, Edward? Mommy? Daddy? Jede Wette, dass es Daddy ist ..."

Ich lege den Kopf in den Nacken und breche in schallendes Gelächter aus. Es fühlt sich unglaublich befreiend an, endlich wieder ein Versuchskaninchen für meine Experimente zu haben.

"Hast du immer noch solche Angst vor deinem Vater? Weil er dich so schrecklich misshandelt hat?"

Begleitend zu den Worten verpasse ich dir eine Kopfnuss, die nicht mal sonderlich heftig ist. Aber mein Toxin wird sein übriges tun.

"Der arme kleine Eddie kann sich wohl einfach nicht von den Dämonen seiner Vergangenheit lösen ..."
 

Es ist wirklich beängstigend, wie real diese Halluzination ist. Obwohl ich mir immer weniger sicher bin, dass es wirklich nur eine Halluzination ist.

Es wirkt so wirklich, dass ich mich prompt in meine Kindheit zurück versetzt fühle. Dieses hämische Lachen und die Kopfnuss tun ihr Übriges dazu, dass ich panisch die Augen aufreiße und mich unwillkürlich versuche, so klein wie möglich zu machen.

Gott, hört es denn nie auf, dass ich mich so minderwertig fühle?

Ich habe immerhin einen hervorragenden Schulabschluss und habe an einer Elite-Uni studiert. Eigentlich müsste ich doch mittlerweile sehr viel selbstsicherer sein.

"Verschwinde ...", murmle ich leise und nicht halb so selbstsicher, wie ich eigentlich auftreten sollte. "Du bist nicht real. Du kannst mir nichts tun ..."
 

"Ach, nein?", höhne ich und habe richtigen Spaß daran, dich leiden zu lassen. "Was weißt du schon, Edward? Du hast doch von nichts eine Ahnung. Du bist ein Nichtsnutz. Sitzt hier in deiner Anstalt, aber bekommst nicht mal mit professioneller Hilfe dein Leben auf die Reihe."

Ich beuge mich tiefer zu dir und raune dir mit diebischer Genugtuung ins Ohr: "Du bist eine einzige Enttäuschung."
 

Alles in mir schreit danach, panisch aufzuspringen und so weit wie möglich von dir weg zu kommen. Doch sehr zu meinem Leidwesen kann ich gar nicht anders, als dich einfach nur völlig apathisch mit weit aufgerissenen Augen anzustarren.

Diese Worte ... Genau diese Worte haben mich meine ganze Kindheit lang begleitet. Worte meines Vaters, die sich tief eingebrannt haben.

Aber du kannst nicht er sein. Das ist völlig unmöglich. Ich habe ihn sterben sehen. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass mir von Jim Gordon sein Tod mitgeteilt wurde. Und trotzdem sehe ich ihn vor mir ...

Wie ein Kind halte ich mir die Ohren zu - was mit den Handschellen gar nicht so einfach ist - und versuche so, deine Worte auszublenden. Gleichzeitig kneife ich die Augen zu und schüttle langsam den Kopf.

"Nein ...", flüstere ich, um mir selbst Mut zu machen und wiederhole diese eine Wort immer und immer wieder wie ein Mantra.
 

Jeder andere Mensch hätte jetzt vielleicht Mitleid mit dem kümmerlichen Häufchen Elend vor ihm. Ich nicht. Wenn das bedeutet, dass ich nicht normal bin, ist mir das meinetwegen auch recht. Wichtig ist, dass ich hier endlich mal handfeste Erkenntnisse über dich gewinne.

Du hast nach wie vor unglaubliche Angst vor deinem Vater, obwohl der inzwischen tot ist. Das lässt sich doch sicher perfekt gegen dich verwenden.

"Aber Edward - Daddy ist tot", flüstere ich. "Wie fühlt sich das an, hm? Befreiend? Bist du erleichtert? Hast es ihm gewünscht? Machst du dir Gedanken, weil du dir deswegen grausam vorkommst? Was für ein Mensch würde schon seinem eigenen Vater den Tod wünschen ..."

In einer abwertenden Geste schüttle ich den Kopf.

"Wie man es auch dreht und wendet - du bist und bleibst ein gemeiner Kerl. Wer will schon mit dir etwas zu tun haben? Kann ich nicht behaupten. Dein Vater ist gestorben und erst dann konntest du dich von ihm befreien. Soll Barbara deswegen das Kind abtreiben? Weil du anders nicht mit solchen Problemen zurechtkommst?"



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